Mittwoch, 17. April 2013

Sprache Lkt.I

Da die Situation dies verlangt, ein kleiner Einblick in die Welt der Interpretation, des Verstehens und der Metaphern.

Interpretation, in Bezug auf theologische, literarische und juristische Texte wird Exegese (nicht zu verwechseln mit dem Begriff der Eisegese. Diese ist die Rechtsauslegung von Gesetzen in der Rechtswissenschaft) oder einfach auch Textinterpretation genannt.
Eine Textinterpretation, ist der Versuch, die Absicht hinter dem bloßen Textinhalt zu verstehen.

Hans-Georg Gadamer beschrieb das Verstehen als Überlieferungsprozess, in dem wir uns ununterbrochen befinden.

"Verstehen geschieht, interpretiert werden muss, wo Verstehen scheitert."
Daraus lässt sich folgern, dass Verstehen „[...] selber nicht so sehr als eine
Handlung der Subjektivität zu denken [ist], sondern als Einrücken in ein
Überlieferungsgeschehen, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart
beständig vermitteln“ (Gadamer, im Original hervorgehoben).
Verstehen ist bedingt durch Geschichte und Tradition.
Auf ihrer Basis entwickeln wir ‚Vor-Urteile‘, die es uns erlauben, Texten einen Sinn vorauszuwerfen.
Dieses, den gesellchaftlichen/kulturellen Veränderungen und auch der Meinungsbildung unterliegende Wissen beschrieb Eco als „encyclopedialike representation.
Gadamer unterstellte dem Verstehen immer ein vorurteilhaftes Verstehen.
Der dem Text vorausgeworfene Sinn, entstanden durch ein Vorurteil, lässt ein Sinnganzes und dadruch Bedeutung entstehen, die anschließend zu einem Verstehen führen.
Stellt sich kein Verstehen ein, weil der Sinninhalt des Textes nicht mit dem Wissen des Hörers/Lesers übereinstimmt, so wird Interpretation nötig.
Diese ist die sprachliche Auseinandersetzung mit dem Gelesenen/Gehörten. "Interpretieren wird damit
als Handeln, Verstehen als Geschehen beschreibbar."
Shusterman geht diesbezüglich noch einen Schritt weiter und beschreibt die Notwendigkeit "gewisse Unterscheidung[en] [...]zwischen Sprache verstehen und Sprache interpretieren, zwischen einer unreflektierten, aber intelligent eingeübten Gewohnheit des Reagierens und einer überlegten Entscheidun darübe, wie man versteh und reagiert"
Verstehen ist für ihn eine generelle Fähigkeit, wohingegen die Interpretation eine zielgerichtete Aktivität ist und somit ist die Interpretation an wissentliches und selbstgesteuertes Nachdenken geknüpft.
Interpretation erfolgt dementsprechend erst nach dem Verstehen, in dem der Wunsch entsteht einen Text zu interpretieren. In diesem Prozess werden aufgrund der Textgrundlagen "Interpretationshypothesen" gebildet.

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Nun noch eine kleine Zusammenfassung von verschiedenen Metapher-Arten (Quelle: Wikipedia)
Aufgrund der Übersichtlichkeit dieser Liste werde ich nur einen kurzen Absatz zum Thema lebendige Metaphern befügen, da diese am häufigsten von mir genutzt werden.


Metaphern

  • Tote Metaphern – deren metaphorischer Charakter nicht mehr bewusst ist, z. B. „Tischbein“, „Handschuh“ (Gegenbegriff: lebende Metaphern).
  • Lexikalisierte Metaphern – Tote Metaphern, die als Zweitbedeutung in den Wortschatz eingegangen sind. Beispiel: Schloss (Burg, die ein Tal „abschließt“).
  • Stehende Metaphern, die sich in vergleichbaren Zusammenhängen immer wieder finden, vgl. Topos und Redewendung.
  • Dunkle Metaphern – beruhen auf besonders schwer erkennbaren, „weit hergeholten“ Ähnlichkeitsbezügen und erfordern eine besondere gedankliche Leistung des Interpreten, vgl. Concetto.
  • Kühne Metaphern – verknüpfen zwei Wirklichkeitsbereiche miteinander, die herkömmlich als unvereinbar angesehen werden, z. B. sexuelle Metaphorik in mystisch-religiöser Dichtung, oder computertechnische Metaphorik in moderner Liebeslyrik.
  • Euphemistische Metaphern – ersetzen einen tabuisierten oder mit negativen Vorstellungen behafteten Ausdruck (z. B. „Heimgang“ für „Sterben“).
Lebendige Metaphern

"Bei lebendigen Metaphern steht also die interpretative Handlung selbst im Vordergrund und das Verstehen von etwas, das nicht oder nur schwer begrifflich ausgedrückt werden kann. Ganz ähnlich Henle, der die „allgemeine Funktion der Metapher“ darin sieht, „die Sprache zu erweitern, zu sagen, was man mit den wörtlichen Bedeutungen allein nicht sagen kann“ (Henle1996:96). Die Metapher erweitert aber nicht nur die Sprache, wie Henle sagt.
Sie erweitert auch unser propositionales Verstehen um die ästhetische Dimension, die im Ausdruck der Metapher – im Goodmanschen Sinne – erst entsteht. Metaphern wie die vom Rosengewitter verstehen heißt nicht, ihren propositionalen Gehalt, sondern die mit ihnen zum Ausdruck gebrachten Stimmungen und Gefühle verstehen. Lebendige Metaphern brechen mit gewohnten und etablierten Bezugnahmen und Erwartungen: „Angesichts des Interessanten empfinden wir die Verlockungen und Gefahren einer Abweichung vom Gewohnten“ (Liessmann 2004:109)."

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Kurz gesagt:
Ich bin verantwortlich für das was ich sage und schreibe, aber sicherlich nicht für das was andere Menschen da hinein interpretieren.



Quellen: Jörg Jost, Aachen, Wikipedia

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